Die Auflösung 1933
1933 wechselt die Bundesführung des „Bund Deutscher Pfadfinderinnen“ auf Käthe Gerling. Wieso Erda gerade jetzt abgelöst wird, bleibt unklar.
Käthe Gerling, die erst am 17. Juni 1933 die Bundesführung übernommen hat, spricht bereits kurz danach mit Reichsjugendführer Baldur von Schirach über die Zukunft des „Bundes Deutscher Pfadfinderinnen“. Viel Spielraum für diese Gespräche hatte sie vermutlich nicht und so verwundert der Inhalt „der am 26. Juni […] geschlossenen Vereinbarung mit dem Bund Deutscher Pfadfinderinnen e. V.“ nicht.
Wir lesen unter der Überschrift „Eingliederung des Bundes deutscher Pfadfinderinnen e.V. in die Hitlerjugend“ im Parteiorgan der NSDAP „Der Führer“, dass „in Anerkennung der gleichen Zielsetzung und nationalsozialistischen Grundhaltung eine Erklärung des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen abgegeben [wurde]: Der Bund Deutscher Pfadfinderinnen e.V., der Adolf Hitler als seinen obersten Führer anerkennt, will seiner inneren und äußeren Verbundenheit mit der großen deutschen Volksgemeinschaft durch sein Aufgehen im Bund Deutscher Mädchen in der Hitlerjugend Ausdruck geben und gliedert sich aus innerer Überzeugung in die nationalsozialistische Jugend ein.“
Auch das konkret geplante organisatorische Vorgehen wird dargelegt:
„Die Bundesführerin wird die Aufnahmescheine an die Gauführerin schicken, die sie an ihre Gruppen weiter senden. Die Gruppen setzen sich mit der B.d.M. Ortsgruppenführung in Verbindung und melden ihre Mädels dort an.“
In einer Mitteilung der Pressestelle der Reichsjugendführung, veröffentlicht am 30. Juni 1933, also nur vier Tage später, wird es noch einmal interessant: „Der Bund Deutscher Pfadfinderinnen e.V., der schon seit längerer Zeit auf dem Boden der nationalsozialistischen Weltanschauung steht, hat sich auf Anordnung der Bundesführerin Käthe Gerling aufgelöst.“
Höchstens vier Tage nach der Vereinbarung mit der Reichsjugendführung löst sich der „Bund Deutscher Pfadfinderinnen“ unter Käthe Gerling eigenhändig auf! Über die Hintergründe können wir nur spekulieren, aber die Pfadfinderinnen entgehen damit dem kompletten „Aufgehen“ bzw. der „Eingliederung“ im BDM.
Wie die Pfadfinderinnen in Karlsruhe 1933 konkret zum BDM standen, wer von ihnen dorthin wechselte und wer gerade nicht, und welche persönlichen Überlegungen und Verhältnisse zu der jeweiligen Entscheidung führte, das alles wissen wir nicht.
Natürlich wäre es uns allen lieber, wir könnten den BDP als leuchtendes Beispiel für bündischen Widerstand anführen, oder wüssten wenigsten von ein paar einzelnen Pfadfinderinnen, dass sie sich dem System aktiv widersetzt hätten. Dem ist nicht so. Aus ihren Schriften geht es eindeutig hervor: Die Pfadfinderinnen der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen waren stark völkisch-nationalistisch geprägt, sicher auch die der Burg Karlsruhe.
Hier liegt wohl auch der Grund, weswegen eine Verbindung zwischen dem nach dem 2. Weltkrieg gegründeten gleichnamigen „Bund Deutscher Pfadfinderinnen“ und dem Vorkriegsbund oder eine Wiedergründung desselben von vielen Pfadfinder-Geschichtsschreibern vehement abgestritten wurden und teilweise noch wird. Beispielhaft hier nur Piet Strunk: „Der neue Bund hatte keinerlei Beziehung zum BDP von vor 1933.“
Zumindest für uns in Karlsruhe gilt das nicht.