erste Pfadfinderinnen in Karlsruhe

Die Pfadfinderinnen in Karlsruhe gibt es schon vor ihrem ersten eigenen Eintrag ins Karlsruher Adressbuch 1915.

In einem Jahrbuch für Mädchen für das Jahr 1914 wird von einer Gruppe des Deutschen Pfadfinderbundes für junge Mädchen aus Karlsruhe berichtet, die im Jahr zuvor, also bereits 1913, „eine fünftägige Reise in die Schweiz“ unternommen hat. Außerdem zeigt eine Fotografie in diesem Jahrbuch, wie „Prinz Max von Baden die Front der Pfadfinder und Pfadfinderinnen abschreitet“. Der ländlich anmutende Ort dieser Parade ist leider nicht zu identifizieren.

Die Mädchen oben beim „Abkochen“ stammen nicht aus Karlsruhe, außer dem Zeitungsausschnitt gibt es leider keine uns bekannte Bildquelle aus den ersten Jahren der Pfadfinderinnen in Karlsruhe.

Der Deutsche Pfadfinderbund für junge Mädchen besitzt bereits 1913 rund 5000 Mitglieder. Ab Februar 1913 trägt er nach einem internen Beschluss „allmählich“ den Namen Bund Deutscher Pfadfinderinnen. Im Karlsruher Adressbuch aus dem Jahr 1915 findet sich der alte Bundesname. Erst ab 1919 (!) firmieren die Karlsruher Pfadfinderinnen hier unter der neuen Bundesbezeichnung.

Das Bundesabzeichen ist das Schachbrett, es war auch das Abzeichen des Deutschen Pfadfinderbundes, also der Jungs.
Das Kleeblatt, das seit 1910 das Zeichen der englischen und der meisten internationalen Pfadfinderinnen ist, ist im Bund Deutscher Pfadfinderinnen anscheinend nicht bekannt, zumindest findet es keine Verwendung.

Das Gruppenleben ist klassisch pfadfinderisch geprägt. Als Aktivitäten werden wie bei den Jungen „Orientierung im Gelände nach Kompaß und Gestirnen, Entfernungschätzen, Schwimmen, Wanderungen“ und speziell für die Mädchen „Gartenbau, Bewegungsspiele und Tanzreigen, erste Hilfeleistung bei Unglücksfällen und vieles Andere“ genannt.

Anfangs ist es „den einzelnen Pfadfinderverbänden [Ortsgruppen!] grundsätzlich anheimgestellt, eine bestimmte Tracht einzuführen. Dort, wo sie eingeführt wurde, hat sie sich jedoch bewährt.“ Optisch einheitlich präsentiert sich der Bund also noch nicht, wie sich die Karlsruher Pfadfinderinnen kleideten, ist uns nicht bekannt.

Der erste Weltkrieg dezimiert die Mitgliederzahlen des Bundes Deutscher Pfadfinderinnen, seine Arbeit ist geschwächt.
In Karlsruhe bleibt zumindest die Postadresse der Pfadfinderinnen konstant das „Fischerhaus“, die Mitgliederzahlen vor und nach dem Krieg kennen wir nicht.

Auf einer Erneuerungstagung des Bundes in Jena vom 30.09.1922 ist jedoch eine Gruppe aus Karlsruhe anwesend und Frau Fischer wird zur Gauführerin für den Südwesten (Baden, Württemberg, Hessen) gewählt.

Auf dieser Versammlung entwickelt sich der Bund in eine jugendbewegtere Richtung: „Die Pfadfinderin“, die Monatsschrift des Bundes, belegt in den folgenden Jahren Fahrten, Gruppenleben und musische Aktivitäten im Stile des Wandervogel.

Den Begriff „Burg“ gab es noch nicht, er wurde offiziell erst 1925 eingeführt. Üblich war die Bezeichnung „Ortsgruppe“ mit den Stufen „Jungmaid“ (bis 14 Jahre), „Maid“ (14-18 Jahre), „Jungfrouw (18-21 Jahre) und – jetzt wird es interessant – „Burgfrouw“ (über 21 Jahre), von dem sich die Bezeichnung „Burg“ für die örtlichen Gruppen ableiten könnte.

Zusätzlich zum Schachbrett kommt in den folgenden Jahren der Spinnrocken, eine wollgefüllte Spindel, als Bundesabzeichen hinzu.

Als äußerliche Gemeinsamkeiten vereinbart der Bund in seiner Bundesurkunde von 1925 die „Bundesfarben“ braun, grün und weiß, bzw. silber. Diesen wird die folgende Bedeutung zugeschrieben:

„Braun weist auf unsere Bodenständigkeit, Heimatliebe und den festen Wirklichkeitssinn, grün bedeutet die Liebe zur Natur, Hoffnungsfreudigkeit und den Zug zum Idealen, weiß das Streben nach Reinheit und Wahrheit.“

Entsprechend besteht die Bundestracht „aus braunem auf- und abzuknöpfenden Rock, grüner einfacher Überziehbluse, grüner Windjacke und braunem Hut.“

Daneben wird jede Burg aufgefordert ihre eigene Festtracht zu gestalten. Außerdem wird der Pfadfindergruß nach internationaler Art mit der rechten Hand und das Geben der Linken vereinbart, so wie wir es heute noch tun. Gegrüßt wird mit „Gut Pfad!“.

Die 10 bis 14-jährigen Mädchen bilden die „Jungmaidengruppe“ mit eigener Führerin. „Im Gemeinschaftsleben der Burg lernt die Jungmaid: sich einordnen, verzichten auf eigene Wünsche, sich beherrschen, an kleineren Wagnissen sich erproben und stärken.“

Das Jungmaidenversprechen lautet: „Ich will stets bestrebt sein, mein Bestes zu tun.“ und erinnert damit in seiner kindgerechten Einfachheit an unser Wölflingsversprechen.

„Die Maiden [ab 14 Jahren] schließen sich als Sippen zusammen, d.h. in Freundschaftskreise von 6-10 Mädchen.“

Wir wissen auch, wie sie ausgesehen haben, die Pfadfinderinnen aus Karlsruhe:


Das Foto stammt aus einem Buch über „Neue Frauenkleidung und Frauenkultur“ aus dem Jahr 1914

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